Interview – Zu Gast bei Manufaktur Michel

Fahrräder sind für viele nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern auch Lifestyle-Produkt. Außerdem steigt die Nachfrage nach regional produzierten Produkten stetig. Natürlich spielt da die Individualisierung des eigenen Drahtesels eine immer wichtigere Rolle. In den sozialen Medien tummeln sich immer mehr kleine Manufakturen, die sich genau darauf spezialisiert haben. Einer von ihnen ist Marcel, der mit seiner „Manufaktur Michel“ handgefertigte Holzschutzbleche, Griffe und vieles mehr anbietet. Wir haben ihn in Bonn besucht.

Hallo Marcel, schön dich zu treffen! Zuerst einmal muss ich sagen: Deine Werkstatt ist ja echt der Knaller. Hast du das ganze historische Werkzeug selbst gesammelt?

Hallo Zusammen, ja teilweise. Ich stöbere gerne mal über Flohmärkte und da findet man das ein oder andere tolle Werkzeug – oder auch schicke Räder und Fahrradteile. Aber einiges habe ich auch von Freunden und Bekannten geschenkt bekommen. „Du kannst das bestimmt noch gebrauchen“. Na klar! Und teilweise arbeite ich auch noch mit den alten Qualitätswerkzeugen.

Du baust seit ca. vier Jahren Fahrrad-Anbauteile aus Holz. Wie kam es zu dieser Idee und woher stammt deine Leidenschaft für das Baumaterial Holz? 

Mit Holz habe ich schon früher als Kind gerne in der Werkstatt meines Opas gearbeitet – was ich auch in meiner Jugend fortgesetzt habe. Unter anderem die Restaurierung antiker Möbel für meine erste Wohnung. Ich finde Holz ist ein wunderbarer Werkstoff und ich liebe den Duft der verschiedenen Arten bei der Verarbeitung. 

Eine weitere Leidenschaft sind Fahrräder. Mit 10 Jahren hab ich die erste MTB-Tour mit meinem Onkel durch das Siebengebirge gemacht. Meine Manufaktur ist durch die Restaurierung des ersten Rädchens für meinen Sohn entstanden. Die verbeulten Aluschutzbleche und den Kettenschutz kann ich nicht mehr an den neu lackierten Rahmen montieren, dachte ich. Und wieso mache ich die eigentlich nicht aus Holz? Das Ergebnis war erste Sahne – und ich baute mir direkt einen Halbrenner mit Schutzhölzern auf. Somit waren meine Hobbys verschmolzen und das Ganze nahm seinen Lauf.

Wie lange brauchst du, bis du einen Kettenschutz oder ein paar Holzgriffe fertig hast?

Für die Schutzhölzer und Kettenschützer benötige ich ca. 14 Tage, da ich sie mit der Bugholztechnik fertige. Das Holz wird mit Dampf in Form gebracht. Das braucht schon seine Zeit – genau wie die wetterfeste Lackierung. Die Holzgriffe sind schon in wenigen Tagen montagefertig.

Haben Fahrradteile aus Holz bestimmte Vorteile?

Nun ja, ehrlich gesagt: Technisch haben sie keine Vorteile. Und ein Plastik- oder Aluschutzblech hält wahrscheinlich einige Jahre länger als meine aus Holz. Ist Geschmacksache – aber ich finde sie haben definitiv mehr Style und passen einfach besser auf ein liebevoll aufgebautes Fahrrad.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für dich?

Ich versuche meine Produkte nachhaltig zu gestalten – von der Produktion bis zum Versand. Zum Beispiel verarbeite ich hauptsächlich Holz aus der Region oder auch Althölzer und Verschnitte von regionalen Schreinereien. Der Versand erfolgt frei von Plastik. Mein neuestes Projekt ist das Upcyceln meiner alten Skateboards. Neu verleimt lassen sich daraus wunderschöne Griffe drechseln.

Du erwähntest deine Leidenschaft für Flohmärkte – und bist mit deinem eigenen Stand auch regelmäßig in der Bonner Rheinaue anzutreffen. Inspiriert dich das für neue Projekte?

Auf jeden Fall, es sind schon einige Ideen durch die positiven Gespräche mit Interessenten oder Kunden entstanden. 

Welche Pläne hast du für die nächste Zeit?

Mein Plan ist es, weiterhin individuelle Unikate aus Holz für Fahrradbegeisterte und deren Fahrräder zu entwickeln und herzustellen. 

Marcel, es war sehr schön bei dir. Vielen Dank, dass du Zeit hattest uns deine Manufaktur vorzustellen! 

https://www.manufaktur-michel.de

// Bilder: bikefolks & manufaktur michel

„Ja, ich freue mich immer meine Freunde zu sehen. Vor allem mit Dreck im Gesicht.“

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