Was macht ein Crosser wenn er nicht trainiert oder Rennen fährt? Genau: Er denkt über seine Ausrüstung nach! Denn es ist schon wieder so weit: Die Herbstsaison steht fast vor der Tür. Die beste Zeit, um sich vorzubereiten. Diesmal beschäftige ich mich mit dem Thema Reifen. Dafür habe ich die Cyclocross Reihe X-One von Schwalbe einem harten Test unterzogen.
Schwalbe X-One – Alles klar, oder?
Schwalbe hat neben den normalen Rennradreifen auch spezielle Reifen für Gravel und Cyclocross im Programm, die jeweils mit „G-One“ für Gravel und „X-One“ für Cyclocross im Namen zu identifizieren sind.
Es gibt:
den Speed – einen Semi-Slick für sehr trockene Böden
den Allround – die eierlegende Wollmilchsau quasi für alle Untergründe
den Bite – als echten Schlammreifen
Alle Reifen sind als Tubeless Version bzw. Tubeless Easy verfügbar – also fahrbar ohne Schlauch in der UCI-Breite von 33 mm. Dazu gibt es den Speed und den Allround auch in 35 mm und als Clincher-Reifen.
Ich habe jetzt etwas mehr als zwei Saisons meine Erfahrungen mit der Cyclocross Reifen Serie X-One von Schwalbe gemacht. Und möchte diese teilen. Vorneweg: Meine Meinung beruht auf rein subjektiven Fahreindrücken.
Wann kaufst du deine Reifen?
Die Reifen habe ich alle selber gekauft und damit kommen wir auch schon zum ersten Tipp: Es ist entscheidend, wann im Jahr man die Reifen kauft. Zur Cross-Saison waren sie – nicht wirklich überraschend – am teuersten. Zwischen 19,90 € und 45,99 € habe ich bisher für einen Reifen aus der Serie bezahlt. Die UVP von 59,90 € für eine Tubeless-Version musste ich bisher noch nie bezahlen.
Bin ich für Tubeless?
Klares ja! Ich weiß, dass viele ihre Probleme mit der Montage haben – und dass Schlauchreifen für Crosser die beste Performance bieten. Aber das Handling von Tubeless-Reifen im Alltag ist unschlagbar. Tubeless-Reifen mit wenig Druck kommen nah an das Fahrgefühl von Schlauchreifen heran – ohne die Nachteile, die das System mit sich bringt.
Die Montage der X-One Reifen von Schwalbe geht sehr einfach. Meinen absoluten Albtraum bei der Montage hatte ich mit Tubeless-Reifen von Challenge. Ich sage nur: Nie wieder!
Die Schwalbe Reifen sind ziemlich gut gegen Durchstich und -schlag geschützt. Zum Thema Pannenschutz kann ich nur die Dichtmilch von Muc-Off empfehlen. Sie dichtet zuverlässig ab und ist auch noch biologisch abbaubar.
Fahreindrücke
Jetzt kommen wir zum eigentlich wichtigen Teil: Wie fühlen sich die Schwalbe X-One Reifen beim Fahren an und wie schlagen sie sich auf unterschiedlichen Untergründen?
Ich bin die Reifen – bis auf den Bite – sowohl Tubeless als auch mit Schlauch an zwei unterschiedlichen Rädern gefahren. Und um es vorweg zu nehmen: Mein Favorit ist der Schwalbe X-One Allround.
Der Schwalbe X-One Speed im Test
Wie der Name schon sagt, ist der Reifen auf Geschwindigkeit ausgelegt. Sein Profil ist wirklich schnell und rollt sogar auf der Straße richtig gut. Nur bei starker Schräglagerung holpert man ein wenig über die Seitenstollen – was dem Kurvenhalt aber keinen Abbruch tut.
Der Kurvenhalt ist auch im Gelände überraschend gut. Unter trockenen Bedingungen fällt es schwer, den Reifen an seine Grenzen zu bringen. Das ändert sich, sobald es feucht wird. Aber auch jetzt bleibt er vorhersehbar: kein plötzliches wegrutschen oder ausbrechen. Was der Schwalbe X-One Speed überhaupt nicht mag, sind enge Kurven auf losem, feinem Grund. Aber auf trockener, fester Erde und vor allem auf Sand ist er wirklich gut und schnell. Im Sommer fahre ich den X-One Speed gerne. Dann benutze ich ihn als Tuningteil am Hinterreifen, wenn ich mehr Geschwindigkeit haben will, aber vorne nicht auf dem Grip vom X-One Allround verzichten will.
Was mich überrascht und wirklich gestört hat: Der Reifen will mit mehr Druck gefahren werden, als ich es gewohnt bin. Mit 3 Bar funktioniert er sehr gut, fährt sich nur etwas holprig. Bei weniger fängt er massiv an zu zicken. Das ganze Speed-Gefühl ist dann weg. Er läuft eher zäh und träge, kann in Kurven keinen Grip aufbauen und das Fahrgefühl wird unsicher.
Fazit:
Schneller Reifen mit gutem Grip im Sand, der gerne mit mehr Druck gefahren werden will. Top: Der Verschleiß ist sehr gering.
Der Schwalbe X-One Allround im Test
Theoretisch gibt es unzählbar viele Profile für alle erdenklichen Bedingungen. Aber nur die wenigsten brauchen oder wollen das. Die meisten Fahrer werden mit dem Schwalbe X-One Allround fast überall zurechtkommen, denn eigentlich kann er das ganze Jahr gefahren werden. Der Reifen beherrscht fast alle Bedingungen – nur extremen Schlamm mag er nicht.
Der X-One Allround verleiht sehr viel Sicherheit und erzeugt auf allen Untergründen sehr viel Bodenhaftung – außer im Schlamm wie gesagt. Auf trockenem Untergrund rollt er schnell. Auch bei leichtem Matsch oder auf Wiesen zieht er sicher seine Bahnen. Ich bin mit diesem Reifenmodell auch nur sehr selten in Kurven weggerutscht – eher wirst du leicht rausgetragen.
Leider verschleißen die kleinen Noppen in trockenen Bedingungen sehr schnell. Viele Straßenkilometer würde ich damit also nicht fahren. Wobei das Profil selbst noch dann viel Bodenhaftung erzeugt, wenn es schon stark abgefahren ist.
Die größte Schwäche des Schwalbe X-One Allround ist aber seine Selbstreinigung. Bei stark klebrigem Lehmboden oder im tiefen Schlamm setzt sich das Profil schnell zu und braucht auch lange, bis es sich wieder frei fährt. Da läuft man den Hügel oft schneller hoch, als das man ihn fährt.
Fazit:
Wenn man nur einen Reifen fahren will, besitzt der X-One Allround das beste Profil. Nur tiefer Schlamm ist sein Limit. Leider verschleißt er sehr schnell.
Der Schwalbe X-One Bite im Test
Der Schlamm-Reifen im Programm von Schwalbe: Der X-One Bite ist das extremere Modell vom Allround – mit einem deutlich gröberen Profil. Er ist der Reifen, den ich von den drei Modellen eigentlich am wenigsten gefahren bin, weil sein Einsatzgebiet so spezialisiert ist, dass es in den letzten Wintern kaum vorkam. Es muss nämlich schon sehr schlammig sein, damit der X-One Bite seine Stärken ausspielt und sich besser fahren lässt als der X-One Allround. Das macht den Reifen aber nicht zu einem schlechten, nur ist sein „kleiner Bruder“ einfach vielseitiger. Auf harten, trockenen Böden macht der X-One Bite leider keinen Spaß. Da fühlt er sich an wie ein Traktor. Und in engen Kurven knicken die Schulterstollen weg, sodass die Kurvenlinie unsicher wird.
Seine Stunde schlägt jedoch, wenn es schon seit einer Woche nur geregnet hat oder Schnee liegt: Da greift er gut und beherzt zu. Die Selbstreinigung ist zwar deutlich besser als beim X-One Allround – aber der Challenge Limus z. B. macht es noch besser.
Fazit:
Toller Grip im Schlamm, ist aber als Spezialist zu einseitig einsetzbar. Ich kombiniere den X-One Bite gerne am Hinter- oder Vorderrad mit dem Allround für die Extraportion an Traktion. Zusammen sind die beiden richtig gut.
Allgemeines Fazit:
Schwalbe hat mit der X-One Reihe eine tolle Bandbreite an Reifen, die mich vor allem in der Tubeless Version überzeugen können. Die unterschiedlichen Profile laden zum Kombinieren ein. Ich habe den X-One Allround gerne mit seinen Geschwister-Modellen X-One Bite und X-One Speed zusammengebracht. Dabei bin ich immer vorne den Reifen mit mehr Grip gefahren – und hinten den, der besser rollt.
Hallo und vielen Dank für deinen Test der Reifen! Entgegen deinen Problemen kam ich allerdings bei Tubeless Montage von Challenge TLR in Kombination mit einer DT Swiss Felge bestens zurecht.
Gerne hätte ich in deinem Test noch etwas zum Pannenschutz gelesen. Kannst du das noch nachliefern?
Hallo Ronald,
Danke für dein Feedback. Mittlerweile muss ich zugeben das ich mit Challenge – Tubeless auch meinen Frieden gefunden habe. Es scheint, als wenn in der Fertigung die Toleranzen etwas besser geworden sind, das Montieren der Reifen ist deutlich leichter geworden. Ich selber mag auch sehr gerne die Kombination Grifo am Hinterreifen und Baby Limus am Vorderreifen.
Zu deiner Frage zum Pannenschutz: Generell ist der meines Erachtens sehr gut. Bei dem Bit hatte ich noch nie echte Probleme. Fahre ihn allerdings auch fast ausschließlich auf sehr weichen Böden.
Beim Allround hatte ich in der Lauffläche erst sichtbare Durchstiche bemerken können wenn das Profil schon deutlich abgefahren ist. Die allerdings von der Dichtmilch immer gut abgedichtet wurden. Lediglich die Seitenwände der Reifen sind etwas empfindlicher als die eigentliche Lauffläche. Da habe ich mir mal großflächig die Seitenwand aufgescheuert, so dass der Reifen nicht mehr Tubelessfähig war.
Beim Speed habe ich noch 0 Probleme gehabt. Das Einzige was zu erwähnen ist das da der Luftdruck etwas höher sein sollte, sonst hast du öfters Durchschläge und eine unsicheres Fahrgefühl.
Für mich sind die alle recht sorgenfrei. Einfach montieren, vergessen und spaß haben.
Grüße Lutz