Tandem – Fahrradfahren als Mannschaftsdisziplin

Tandemtour – Pause

Fahrrad fahren mein Mann und ich schon lange. Und auch in den Urlaub ging es für uns immer mit dem Rad – gerne über Berge. Unser 50. Geburtstag war dann der Zeitpunkt, an dem wir beschlossen, dass wir die gemeinsamen Radurlaube auch ganz gerne zusammen verbringen würden. Bisher endeten die meisten unserer Fahrten mit einer halbstündigen Lesepause für den einen und einer ziemlich kurzen Trinkpause für die andere. Unsere Lösung? Ein Tandem!

Ganz nach unseren Wünschen

Die Anschaffung benötige einige Zeit, denn ein Tandem muss unbedingt Probe gefahren werden. Schließlich müssen alle Bauteile an die beiden Fahrer und die individuellen Anforderungen angepasst werden. Das bedeutete zunächst einmal: Mögliche Lieferanten heraussuchen, hinfahren und ausprobieren – immer schön zu zweit.

Uns war beispielsweise eine dritte Bremse am Rad wichtig, damit beim Passfahren der Wechsel zwischen Felgen- und Scheibenbremse dafür sorgt, dass nichts überhitzt. Schöner Nebeneffekt: Ich habe als „Stoker“ oder „Heizerin“ ein Veto gegen zu schnelle Bergabfahrten in der Hand – der dritte Bremshebel ist an meinem Lenker montiert.

Irgendwann stand dann „unser“ Tandem bei uns – und wir sind losgefahren. Schnell merkten wir: Die hohe Geschwindigkeit in der Ebene machte riesigen Spaß. Mehrfach gesellten sich Rennradfahrer in unseren Windschatten, die sich am Ende fürs Abschleppen bedankt haben. Das Kurvenfahren ging von Anfang an problemfrei, auch das Wegnehmen der Kraft beim Schalten klappte harmonisch. 

Tandem für Dummies

Trotzdem haben wir beim Erlernen der Mannschaftsdisziplin etliche Fehler gemacht:

Geschwindigkeit: Vor allem am Berg hatte mein Mann anfangs die Vorstellung, dass es in „seiner“ Geschwindigkeit bergauf gehen müsste. Mein Tempo war schon immer gemütlicher, aber ich wollte mir Mühe geben, dass er nicht zu viel „schuftet“. Die Konsequenz nach dem ersten Pass waren zwei völlig ausgelaugte Sportler, die erst einmal eine längere Erholung brauchten. Ähnlich ging es uns schon mal in der Ebene (manchmal nimmt man die Herausforderung von Rennradfahrern halt an). Der restliche Weg ist danach eher jenseits des Vergnügens. Jede/r für sich muss lernen, nur das an Kraft in die Pedale zu geben, was er/sie länger durchhalten kann.

Gute Kleidung: Ja, hier ist die Hose gemeint, mit der man hinterher an der Sonntags-Kaffeetafel sitzen möchte! Zieht sie am besten erst an, wenn Ihr vom Fahrrad steigt! Wenn der Boden auch nur ein bisschen nass ist, gibt es immer Dreck auf die Beine. Das, was am Vorderrad abspritzt, hat den perfekten Winkel für die Beine hinten.

Durchhaltevermögen: Wir sind beide Ausdauersportler und haben kein Problem mit langen Fahrten. Das Besondere beim Tandemfahren ist aber, dass jede Bodenunebenheit ausgesessen wird – im wahrsten Sinne des Wortes. Man kann das Tandem nicht schnell über eine Kante springen lassen, ausweichen geht nur mit viel Voraussicht. Und das frühzeitige Warnen von vorne hilft nur bedingt. Folglich schmerzt Tandemfahren den Po deutlich schneller als normales Radfahren. Wir haben gelernt, etwa alle zehn Kilometer eine „Popause“ einzulegen. 

Umgebung: Mein Mann ist manchmal etwas genervt, wenn ich voller Euphorie sage: Guck mal da…(der Vogel, der Baum, die Freundin). Ich vergesse immer noch, dass er vorne nicht sehen kann, wohin ich hinten mit meinem Finger zeige. Dabei bin ich es, die die Umgebung sieht – er muss sich auf Weg und Verkehr konzentrieren. Schließlich habe ich gelernt, es ausführlich zu formulieren: „Links neben uns steht ein Elch im Feld, lass uns da mal hinfahren.“

Unser Tandem ist jetzt bald 10 Jahre alt und hat mehr als 20.000 km auf dem Tacho. Wir sind ein gutes Team, jeder weiß, dass der andere seinen Teil beiträgt – und an Bergen braucht es halt seine Zeit, aber wir kommen hoch. Eine bessere Möglichkeit für den Radurlaub zu zweit können wir uns nicht vorstellen!

// Text u. Bilder: Doris

„Mach langsam, dann hast Du mehr vom Pass!“

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