Ich mag es ja, wenn ein Buch einen Mikrokosmos entwickelt, der mir fremd ist, und mich Teil dieser Welt werden lässt. Im realen Leben habe ich nichts mit der Ästhetik von Rennradfahren zu tun: Ich käme nie auf die Idee, mir ein Outfit passend zum Fahrrad zuzulegen. Auch mein Fahrrad ist an sich erst einmal ein Fortbewegungsmittel. Und wenn ich auf einen Berg fahre, dann um die Landschaft zu genießen – keinesfalls für Leistungsvergleiche, mit wem auch immer.
Doch beim Lesen habe ich mich mit all den bunten Vögeln auf ihren Rennrädern identifiziert. Die haben zwar nicht an der Tour de France teilgenommen, aber leiden gleichermaßen für ihre persönlichen Rekorde und Spitzenleistungen. Und suchen dabei sowohl die große Kulisse als auch die Perfektion im Detail.
Aber das Radfahren ist nur ein Motiv des Buches. Denn gleichermaßen dreht es sich um Jugendfreundschaften, auseinanderdriftende Biografien und vieles mehr.
Im Klappentext steht:
Bart ist Journalist, liebt Radrennen und ist fast fünfzig, als seine Jugendfreunde André, Joost und David unerwartet wieder in seinem Leben auftauchen. Und mit ihnen der Sommer des Jahres 1982. Ein Sommer, in dem sie alle in die schöne Laura verliebt waren, ein Sommer der großen Gefühle – und eines tödlichen Unglücks auf dem Mont Ventoux. Die Freunde waren achtzehn, als sie zu fünft die legendäre Etappe der Tour de France hinauffuhren – und zu viert zurückkehrten. Als auf einen Schlag ihre Träume zerplatzten. Und Laura, die mit ihnen in der Provence war, spurlos verschwand. Dreißig Jahre später, im Sommer 2010, will Laura die vier Männer am Ventoux wiedertreffen. Sie will darüber sprechen, was damals wirklich geschah. Und die Freunde folgen ihrer Einladung: die Rennräder auf dem Autodach, ihren Krempel im Anhänger und jede Menge Fragen auf dem Rücksitz …
Ich habe das Buch „verschlungen“ und mittlerweile mehrfach verschenkt – es hat allen gefallen. Nicht nur den Radfahrern!
Bert Wagendorp: Ventoux
Deutsch von Andreas Ecke
Btb, 2016
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